Herr Wimmer, Sie haben die Pressekonferenz des russischen Präsidenten verfolgt. Wie war Ihr Eindruck?
Der ist natürlich vielfältig. Das fängt mit den Bildern aus dieser Großen Pressekonferenz an. Ich sage das mal unter rein menschlichen Gesichtspunkten: Da sieht man Leute im Publikum sitzen, wie du und ich, nette Leute, und da fragt man sich: Warum wird bei uns alles unternommen, um uns wieder gegen Russland und die Russen in Stellung zu bringen?
Ihnen sind offensichtlich viele Punkte in Erinnerung geblieben. Was noch außer dem von Ihnen erwähnten?
Das sehr aktuelle Problem in Zusammenhang mit den Mittelstreckenwaffen, die durch den amerikanischen Verteidigungsminister offensichtlich zwangsweise in der Nato wiedereingeführt worden sind, und wo wir in Europa alle ein strategisches Interesse daran haben sollten, dass wir nicht wieder in diese Problematik, die den Kalten Krieg am Schluss ausgezeichnet hat, hineinfallen. Das war sehr nützlich und gut, dass der russische Präsident eine sehr deutliche Antwort zu dieser amerikanischen Propaganda gefunden hat. Die Vereinigten Staaten würden notfalls den Mond angreifen, um ihre militärpolitischen Ziele in Europa wieder durchsetzen zu können.
Ein wichtiges Thema scheint für Putin auch die Nachkriegsordnung in Syrien zu sein. Hier könnte er sich durchaus eine Zusammenarbeit Russlands mit dem Westen vorstellen.
Das ist offensichtlich der Dreh- und Angelpunkt und als Anlauf zu sehen für bestimmte Mehrheitskräfte im amerikanischen Kongress. Wir haben die letzten Jahrzehnte eine amerikanische Politik gesehen, die, koste es was es wolle, die Dinge auf eigene Rechnung weltweit durchsetzen wollte. Es gab weder Verbündete im klassischen Verständnis dieses Wortes, noch gab es Partner, mit denen man zusammenarbeiten wollte. Man wollte die einzig verbliebene Supermacht sein und hat das so lang herausgestellt, bis die USA darüber intern ökonomisch zu kollabieren drohten.
Ich bin seit langem der Auffassung, dass wir uns in einer verhängnisvollen Spirale befinden, wenn das alles nur militärisch ausgetragen wird. Der Schlüssel zum Verständnis, den können Sie in zwei Namen packen: Putin und Trump. Ich bin sicher, unter Einschluss all derjenigen, mit denen die beiden Präsidenten eng zusammenarbeiten, könnten sie zu diesen Problemen, die wir alle sehen, eine Lösung finden. Nichts hindert sie, außer der Kontaktsperre, die der US-amerikanische Kongress über den eigenen Präsidenten Trump verhängt hat, was die Beziehungen zum russischen Konterpart Präsident Putin anbetrifft.
Die Olympischen Winterspiele stehen an. Russische Athleten dürfen nur unter neutraler Flagge starten. Putin meint, dass der Dopingskandal auch einen politischen Hintergrund hat. Was meinen Sie?
Ich glaube, da braucht man gar nicht zu mutmaßen. Erkenntnisse über Beteiligungen des FBI und der amerikanischen Geheimdienste habe ich natürlich nicht. Aber wenn man eine solche Untersuchung durchführt auf der Schiene der angelsächsischen Nationen, Großbritannien und Kanada, die tief involviert waren, was da an Beschuldigungen erhoben worden ist, da kann ich nur sagen, da liefert man sich von vornherein aus. So kann man keine faire Untersuchung in Zusammenhang mit beklagenswerten Tatbeständen im sportlichen Leben hinkriegen.
Erste deutsche Parlamentarier rufen schon dazu auf, die Fußball-WM in Russland zu boykottieren.
Ja, das ist die Reflexhaltung von den berühmten Hunden, die wir kennen. Darauf will ich auch gar nicht eingehen. Wir haben im Zusammenhang mit der heutigen Pressekonferenz gesehen, dass dieser russische Präsident Optimismus ausstrahlt, bei allen Problemen, die wir haben. Und wir haben im nächsten Jahr zwei Dinge in Zusammenhang mit der Russischen Föderation:
In unserem Live-Ticker können Sie die Pressekonferenz nochmals nachlesen >>>
Armin Siebert
Das komplette Interview mit Willy Wimmer zum Nachhören: