28-04-18 09:29:00,
Foto: kreuzzeichen.blogspot
Von LIANE BEDNARZ
Spätestens seit diesem Frühjahr ist evident, was viele sich lange Zeit nicht vorstellen konnten: der offene Eintritt von Intellektuellen für Positionen, die den Rahmen des Konservativen sprengen. An vorderster Front mit dabei sind Menschen, deren Namen lange Zeit einen großen und ungetrübten Glanz ausstrahlten, darunter der Literat Uwe Tellkamp („Der Turm“), der Philosoph Rüdiger Safranski (mit seinen bekannten Biographien zu Heidegger, Schiller und anderen) sowie der Autor und Journalist Matthias Matussek.
Wer sich schon länger mit dem Phänomen beschäftigt, konnte bei Rüdiger Safranski und Matthias Matussek diese Entwicklung seit Jahren beobachten. Safranski, der kürzlich im Magazin „Der Spiegel“ davon sprach, dass es „keine Pflicht zur Fremdenfreundlichkeit“ gebe, zog bereits Ende 2015 in der „Weltwoche“ wie folgt über die von ihm so titulierte „Europa-Ideologie“ her: „Ein Großteil der politischen Elite und der reflektierenden Öffentlichkeit in Deutschland sah darin ein Mittel, um den anrüchigen Nationalismus loszuwerden. Beim Volk ist diese Idee nie wirklich angekommen.“
Der Journalist Alan Posener kommentierte diese Äußerung auf dem Autorenblog „Starke Meinungen“ und schrieb, dass ihm „die Entgegensetzung von ‚Elite‘ und ‚Volk‘“, „unklar“ sei, „es sei denn, Rüdiger will Ressentiments provozieren: ‚Wir sind das Volk!‘ – und die Elite sollte ‚dem Volke dienen‘“. Wenig überraschend hatte Safranski zur etwa selben Zeit die AfD zum Opfer gemacht und in der Sendung „3Sat-Kultuzeit“ behauptet: „Ich befürchte nur, dass die AfD unter diesem Trommelfeuer der Verleumdung an den Rand gedrückt wird.“
Der einst als „Edelfeder“ gefeierte frühere „Spiegel-“ und „Welt“-Journalist Matussek hat sogar einen drastischen Schwenk gen rechts vollzogen. Mittlerweile hat er selbst das „Volk“ für sich entdeckt oder zumindest diejenigen, die er dafür hält. Am 18. März 2018 kündigte er auf „Twitter“ an, sich tags darauf bei der Hamburger „Merkel muss weg“-Demonstration „ans Volk (zu) wenden“. Dort rief er dann vor rund 180 Leuten zum „Widerstand“ auf. Auch zeigt er schon länger offene Sympathien für die vom Verfassungsschutz beobachtete „Identitäre Bewegung“.
Interessanterweise waren sowohl Matussek als auch Safranski früher dezidierte Linke und sogar Maoisten. Auch andere ehemalige dezidierte Linke sind über die Jahre ins rechte Lager übergelaufen, darunter etwa Frank Böckelmann, einst aktiv im „SDS“ und Unterstützer der „Subversiven Aktion“. Er hat inzwischen der linken Zeitschrift „Tumult“ einen rechten Ableger verpasst,