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30. Juli 2018 um 17:00 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller
„Unsere Schwimmbäder sterben“ – was zu beweisen war: Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten.
Veröffentlicht in: Finanzen und Währung, Schulden – Sparen, Ungleichheit, Armut, Reichtum
Gestern hat die Frankfurter FAS mit ihrer Hauptschlagzeile auf Seite 1 bestätigt, was wir im Jahre 1971 zur Förderung des Verständnisses und der Sympathie für öffentliche Leistungen auf ein massenhaft verbreitetes Flugblatt geschrieben haben: „Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten“. Nur sie sind nicht auf öffentliche Schwimmbäder und andere öffentliche Leistungen angewiesen. Nur sie leiden nicht darunter, wenn die Schulen schlecht ausgestattet und die Zahl der Schwimmbäder in Deutschland immer weiter ausgedünnt wird. Jedes zehnte Bad sei seit 2000 geschlossen worden, jedes zweite müsse saniert werden, schreibt die FAS. Das ist immerhin eine alarmierende Botschaft. Aber wie es dazu gekommen ist, schreibt die FAS nicht. Wie könnte sie auch: Man kann nicht heute die schwarze Null und die Schuldenbremse und die Austeritätspolitik des Herrn Schäuble feiern, und morgen das Sterben der Schwimmbäder beklagen. Also lässt man die Ursachenforschung weg. Albrecht Müller.
Zunächst noch ein paar Informationen darüber, was die FAS berichtet:
- Immer weniger Kinder im Grundschulalter könnten sicher schwimmen – nur noch 60 % eines Jahrgangs.
- In den sechziger Jahren seien viel Schwimmbäder gebaut worden, die heute sanierungsbedürftig sind. Früher, in den 19hundertsechziger Jahren, hätte es den Goldenen Plan gegeben, nachdem innerhalb von 15 Jahren 6,3 Milliarden DM für den Bau von Sportstätten ausgegeben werden konnten, bis 1975 sogar 17,2 Milliarden. Bund, Länder und Gemeinden hätten sich die Kosten geteilt. Und so sei ein Netz von Frei- und Hallenbädern entstanden, das bis in kleinste Gemeinden reichte.
- Heute könnten sich viele Städte und Gemeinden diese Bäder nicht mehr leisten. Die Eintrittspreise deckten weniger als ein Drittel der Kosten.
- Es gebe eine Studie der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen. Danach gebe es einen Investitionsstau von 4,5 Milliarden €.
- Der schlechte Zustand der Bäder führe dazu, dass diese von Badegästen gemieden werden.
- Immerhin wird dann gegen Ende des Artikels noch der Vizepräsident des Deutschen Städte und Gemeindebundes, Roland Schäfer (SPD) zitiert. Er hält es für notwendig,