Der Ökokrieger

Der Ökokrieger

16-08-18 08:31:00,

Ein Waldgebiet in Estland. Zelte, Holzhütten und Baumhausklos. Es ist der gelebte Traum des Engländers Jim Self und seiner estnischen Freundin Marjaa von einem nachhaltigen, naturnahen und kostengünstigen Leben, das es ihnen ermöglicht, selbst zu bestimmen, womit sie ihre Zeit verbringen.

Als die zwei das Gelände bezogen, gab es kein fließendes Wasser. Damals schleppten sie eimerweise Wasser vom Bach zu einer alten, gusseisernen Badewanne, unter der sie ein Feuer entfachten. Sie badeten draußen im Regen oder Schnee. Ein heißes Bad im eigenen Garten. Wer träumt nicht davon?

„Die meisten Menschen glauben, dass sie im Urlaub oder auf einer Reise unglaublich aktiv sein und viele Sehenswürdigkeiten besuchen müssten. Das ist natürlich absolut nachvollziehbar, und wir haben hier tolle Möglichkeiten. Aber manchmal braucht man im Leben einfach eine Pause. Nimm dir einen Tag Auszeit und entspann dich. Nimm ein heißes Bad unter großen Kiefernbäumen – und wenn du Glück hast, fallen ein paar Regentropfen direkt in deine Badewanne“ – Jim Self, Gründer des Öko-Hostels „Projekt Kodu“ (1).

Inzwischen besitzt das Gelände eine selbstgebaute Solaranlage, ein Strohballenhaus mit herangeschleppten Möbeln, ein Arsenal an Batterien, eine aus Ästen gezimmerte Außenküche, ein Gewächshaus und eine Lehmwandsauna.

Auch für die grundlegenden Dinge mit einem außergewöhnlichen Touch haben Jim und Marjaa gesorgt: In einer Art Baumhaus haben sie vier Komposttoiletten installiert, zu denen man über eine Wendeltreppe gelangt, sodass man beim Verrichten seines Geschäfts eine fantastische Aussicht genießt.

Sie haben Wasserleitungen von der Quelle zum Gelände verlegt und Elektrokabel versorgen über selbst gefertigte Solarzellen die gesamte Anlage. Es gibt also frisches Trinkwasser, das sich wie das Wasser für die heißen Duschen aus dem nahegelegenen Bach speist.

Auf dem gesamten Gelände steht eine Gleichspannung von zwölf Volt zur Verfügung – um Lampen anzuschließen, seinen Laptop aufzuladen und so weiter. Selbst superschnelles WLAN haben Jim Self und seine Freundin in die Wildnis integriert.

Was die Lebensmittel anbelangt, so kaufen sie praktisch alles, was sie ihren Gästen allabendlich servieren, bei örtlichen Biokleinbauern ein. Außer Salate und frische Frühstückseier, die aus ihrem eigenen Garten und von den eigenen Hühnern stammen.

Einige bezeichnen Jim Self als Ökokrieger. Ihm ging es jedoch eher um die Suche nach Wegen, sich zeitlichen Freiraum zu verschaffen und weniger von einem destruktiven Sozialsystem abhängig zu sein.

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