“Kein einziger Freund in der Welt” | KenFM.de

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17-08-18 07:08:00,

Kanada fühlt sich im Saudi-Konflikt allein gelassen.

von Rainer Rupp.

Als Kanadas Regierung in entschlossenen Tweets ihre Haltung zu den Menschenrechten in Saudi-Arabien signalisierte, zählte Premier Justin Trudeau auf breite westliche Solidarität. Nun sieht sich Ottawa im Konflikt mit Riad aber zunehmend allein auf weiter Flur.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau, seine Minister und weite Teile der politischen wie medialen Öffentlichkeit zeigen sich ungehalten über die gedämpfte Solidarität, die Kanadas Regierung im diplomatischen Streit mit Saudi-Arabien bislang vonseiten westlicher Verbündeter erfährt.

Anlass war ein Tweet, in dem die kanadische Außenministerin Chrystia Freeland scharfe Kritik an der Verhaftung mehrerer sogenannter zivilgesellschaftlicher Aktivisten und Frauenrechtlerinnen wie der bekannten Anwältin Samar Badawi in der Golfmonarchie übte. Zuvor hatten die Vereinten Nationen sich in ähnlicher Weise besorgt über die Maßnahmen gezeigt.

Die Saudis haben die Kritik der kanadischen Regierung umgehend als unzulässige Einmischung zurückgewiesen, Kanadas Botschafter ausgewiesen, jüngste Vereinbarungen mit Ottawa in den Bereichen Handel und Investment sowie das Kanada-Geschäft der staatlichen Fluglinie eingefroren. Das saudische Außenministerium forderte Kanada dazu auf, seinen „großen Fehler [zu] bereinigen“ und erklärte, man erwäge noch weitere Maßnahmen gegen das Land.

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Analysten sehen die unerwartet harsche Reaktion Riads als Ausdruck der Entschlossenheit, auch gegenüber dem Westen Grenzen dahingehend zu setzen, inwieweit man bereit ist, Kritik an der eigenen Innenpolitik zu akzeptieren. Dies vor allem angesichts der Tatsache, dass die Führung in der Golfmonarchie sich in den letzten Jahren um einige innenpolitische Reformschritte bemüht hatte, zunehmend auf Distanz zu extremistischen und terroristischen Organisationen gegangen ist und sich aktiv um Deradikalisierung im eigenen Land bemüht. Mittlerweile ist die Zahl radikal-islamischer Kämpfer, die aus der Golfmonarchie in den Dschihad ziehen, deutlich gesunken. Westliche Politiker und Medien hatten dies auch vermehrt mit wohlwollenden Statements quittiert.

Damit, dass Länder wie Ägypten und Russland, die in der Vergangenheit selbst vermehrt zum Ziel westlicher Moralpredigten in Sachen „Menschenrechte“ geworden waren, sich im nunmehrigen diplomatischen Konflikt mit Riad solidarisieren, dürfte man in Ottawa noch gerechnet haben.

Was die kanadische Führung jedoch offenkundig überrascht hat, war, dass auch unter den Verbündeten im Westen weitgehend Stille herrschte – und das sogar noch,

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