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10. September 2018 um 11:28 Uhr | Verantwortlich: Tobias Riegel
Die Umsturz-Profis – Die USA, Venezuela und der Putsch
Veröffentlicht in: Außen- und Sicherheitspolitik, Erosion der Demokratie, Medienkritik
Die US-Regierung hat mit venezolanischen Militärs einen Putsch in dem sozialistischen Land erörtert. Das weckt Erinnerungen an die zahlreichen US-Interventionen in Lateinamerika seit dem Zweiten Weltkrieg, etwa in Chile vor 45 Jahren. Die mit diesen Umstürzen verbundenen Verbrechen stellen alle Vorwürfe der Einmischung etwa an Russland weit in den Schatten – der mediale Umgang trägt dem nicht Rechnung. Von Tobias Riegel.
Am 11. September jährt sich der Putsch gegen den chilenischen Präsidenten Salvador Allende zum 45. Mal. Dieses Datum weckt Erinnerungen an die grausamen Ausprägungen der US-Außenpolitik gegenüber Lateinamerika seit dem Zweiten Weltkrieg: der Kampf gegen progressive Bewegungen, Politiker, Gewerkschafter und Geistliche, der seit den 50er Jahren notdürftig kaschiert oder ganz offen geführt wurde.
Aktuelle Motivation erfahren diese Erinnerungen durch nun bekannt gewordene Umsturz-Pläne gegen Venezuelas Präsidenten Nicolás Maduro, die US-Beamte und venezolanische Putschisten mutmaßlich geschmiedet haben: „Vertreter der US-Regierung haben offenbar mit venezolanischen Militärs Pläne für einen möglichen Sturz von Präsident Nicolás Maduro erörtert. Das geht aus einem Bericht der ‚New York Times‘ hervor“, schreibt die „Süddeutsche Zeitung“. Dann wird es grotesk: „Allerdings seien die in den vergangenen Monaten besprochenen Pläne nicht weiterverfolgt worden, da die USA schlechte Erfahrungen mit der Unterstützung von Umstürzen in Lateinamerika gemacht hätten.“
US-Bilanz: 20 Umstürze und 1,5 Millionen Tote in Lateinamerika seit 1945
Schlechte Erfahrungen wurden mit Umstürzen in Lateinamerika allerdings gemacht – nur von welcher Seite? Während sich die „New York Times“ um die Erfolgsaussichten der Putschisten sorgt, hat das Portal „Amerika 21“ hier die US-Interventionen im lateinamerikanischen „Hinterhof“ und ihre Folgen dokumentiert: Das Medium kommt auf 20 (teils gescheiterte) Coups und 1,5 Millionen Tote. Angesichts dieser Zahlen wird noch einmal der ablenkende und relativ nichtige Charakter der „Russia-Gate“ genannten Kampagne zu russischen „Wahl-Manipulationen“ deutlich.
Man kann nicht behaupten, die großen Medien würden die aktuellen Putschpläne gegen Venezuela verschweigen – pflichtschuldig wird der Vorgang kurz und sachlich abgehandelt. Irritierend, aber nicht überraschend ist, dass der Vorgang nicht angezweifelt, aber auch nicht skandalisiert wird. Es braucht nicht viel Fantasie,