29-09-18 06:05:00,
Ein Euroschein wird auf seine Echtheit geprüft. (Foto: dpa)
Beobachtern zufolge ist das europäische Bankensystem besonders anfällig für Geldwäsche-Geschäfte. Eine chaotische und unwirksame Strukturierung der Regulierungsanstrengungen in diesem Bereich erlaube es Banken, undurchsichtige Finanzgeschäfte zu tätigen, schreibt die in London erscheinende Financial Times. „Europa hat ganz klar ein Problem. Der Hauptgrund ist, dass die Herangehensweise an die Geldwäsche hier chaotisch verläuft. In fast allen Fällen der vergangenen Jahre, ist die Initiative von US-Behörden zurückgegangen, weil es sich um global agierende Banken mit Niederlassungen in den USA handelte“, schreibt die FT.
Der FT zufolge weist das europäische Bankensystem fünf große Schwachstellen auf:
- Die von der EU veröffentlichte Direktive gegen Geldwäsche wurde in den vergangenen 10 Jahren fünf Mal abgeändert und werde zudem von den EU-Mitgliedsstaaten oft nur teilweise umgesetzt.
- Die Qualität der Regulierungsbestimmungen und deren Umsetzung variiere stark in den Ländern. Insgesamt würde nur etwa jedes zwanzigste Verdachtsmoment im Bereich Geldwäsche weiterverfolgt.
- Einige Bankensysteme wie etwa Estland, Lettland, Malta und Zypern hätten Geschäfte mit ausländischem Kapital als lukrative Einnahmequelle entdeckt und hätten zugleich keine entsprechenden Regulierungsvorschriften zur Bewertung der Geldströme erlassen.
- Die Zusammenarbeit verschiedener Bankenaufsichten in der EU funktioniere oft nicht. Im Fall der Danske Bank beispielsweise hätten sowohl die dänische als auch die estnische Finanzaufsicht Verdachtsmomente für Geldwäsche gefunden, dies aber als Zuständigkeitsbereich der jeweils anderen Institution identifiziert.
- Es existiert bis heute keine zentralisierte, EU-weit verfügbare Datenbank zur Geldwäsche.
Der Bundesverband deutscher Banken betrachtet die gegenwärtig in Europa existierenden Vorkehrungsmaßnahmen gegen Geldwäsche hingegen als ausreichend:
„Die EU hat mit inzwischen mit fünf Richtlinien und ergänzenden EBA-Regulierungen ein dichtes Netz an Regeln zur Bekämpfung der Geldwäsche geknüpft. Zu wenig Regeln sind daher mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das Problem. Die aktuell berichteten Fälle müssen sorgfältig aufgeklärt und die richtigen Konsequenzen gezogen werden. Auch wenn man das seriös nur in voller Kenntnis der Sachlage beurteilen kann, dürfte es dem ersten Anschein nach keinen Mangel an zu wenig Regulierung in Europa gegeben haben“, sagte ein Sprecher den Deutschen Wirtschaftsnachrichten.
Ähnlich äußert sich auf Anfrage der Deutschen Wirtschaftsnachrichten auch eine Sprecherin der Commerzbank:
„Aus unserer Sicht verfügt das Finanzsystem der Europäischen Union heute schon über ausreichende regulatorische Strukturen, um dem Problem der Geldwäsche entgegenzuwirken. Hinsichtlich des regulatorischen Rahmens ist die gesetzliche Entwicklung der letzten Jahre stets vorangeschritten.