06-10-18 11:34:00,
Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Zwei Entwicklungen werden unser Leben in der nahen Zukunft maßgeblich prägen: Das ungebremste Wachstum des weltweiten Schuldenberges und die Verschärfung der „Austeritätspolitik“.
Der Grund: Das globale Finanzsystem wird seit zehn Jahren nur durch die künstliche Erzeugung riesiger Geldsummen am Leben erhalten. Da diese aber nicht verschenkt, sondern als Kredite vergeben werden, müssen zu ihrer Bedienung immer neue Schulden aufgenommen werden.
Um diesen Kreislauf aufrecht zu erhalten, muss an anderer Stelle immer härter gespart werden. Für Unternehmen bedeutet das die Senkung von Lohnstückkosten, also Rationalisierungen, Lohnsenkungen und Entlassungen. Für Staaten bedeutet es in erster Linie die Kürzung von Sozialleistungen.
Dieser Prozess wird sich in der vor uns liegenden Periode weiter verstärken und zwar aus zwei Gründen: Die Geldpolitik der Zentralbanken hat zu immensen Blasen an den Aktien-, Anleihen- und Immobilienmärkten geführt, die jederzeit platzen können. Außerdem droht nach der mittlerweile fast zehn Jahre andauernden, künstlich erzeugten Rallye an den Finanzmärkten eine Rezession.
Beides muss um jeden Preis verhindert werden, da wegen der Niedrigzinsen der vergangenen Jahre extrem viel geliehenes Geld zur Spekulation eingesetzt wurde und es zu einem „Margin Call“ kommen könnte: Das heißt, dass Kreditgeber ihr Geld wegen fallender Kurse zurück verlangen, die Kreditnehmer aber nur zahlen können, wenn sie weitere Anlagen verkaufen und so eine Spirale nach unten in Gang setzen. Außerdem würden konservative Anleger wie Pensionskassen und Rentenfonds, die wegen der Niedrigzinsen ins Risiko gehen mussten, riesige Verluste erleiden und im Bereich der Derivate würden Zahlungen in unbekannter, vermutlich aber systemgefährdender Höhe fällig werden.
Die einzige Macht, die eine solche Entwicklung verhindern könnte, sind die Zentralbanken. Sie aber stehen vor einem riesigen Problem: Sie haben ihre Möglichkeiten der Steuerung des Systems – Geldschöpfung und Zinssenkung – in den vergangenen zehn Jahren weitgehend ausgeschöpft. Um wieder handlungsfähig zu werden, müssen sie ihre bisher „lockere“ Geldpolitik daher nun unter enormem Zeitdruck „straffen“.
Die US-Zentralbank FED hat das bereits zu einem kleinen Teil geschafft und die Zinsen auf 2 – 2,25 Prozent angehoben, allerdings mit erheblichen Nebenwirkungen. Investoren wechseln scharenweise zurück in den US-Dollar, so dass die Währungen von Schwellenländern rapide an Wert verlieren.