kontertext: An ihren Worten sollt ihr sie erkennen

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14-11-18 08:17:00,

Mathias Knauer

Mathias Knauer / 14. Nov 2018 –

Die mutwillige Verödung unserer Radio- und Fernsehkultur lässt sich am Diskurs ihres Pflegepersonals ablesen.

Vor einigen Wochen fand eine Arbeitstagung der Grünen zur Medienpolitik statt, an der auch zwei Exponenten der SRG teilnahmen. Sie redeten foliengestützt viel vom Abfluss der Werbegelder, den veränderten Publikumsgewohnheiten der Jüngeren, von Storytelling, von Vektoren und Ausspielkanälen – kaum ein Folterwerkzeug aus dem Jargon des Managerwesens, das nicht vorgezeigt wurde, um den Ernst der Stunde heraufzubeschwören. Man kam sich vor wie in einem Marketingkurs für Volkshochschüler. Nur nicht die Rede war von den Qualitäten, die wir brauchten, um die Produktion der Service-Public-Medien für anspruchsvolle Hörerinnen und Betrachter wieder attraktiv zu machen.

Vor drei Monaten war an dieser Stelle davon die Rede, wie unter den herrschenden Zwängen Radio und Fernsehen von einem Arbeitsfeld der Autorinnen und Autoren zum Fabrikationsort von «Content» umgeschmiedet werden sollen. Was damals im Hinblick auf die Neubesetzung der SRF-Direktion vermutet werden musste, ist nun eingetreten. Die zuständigen Gremien hatten entweder nicht die Wahl oder nicht den Mut, eine Persönlichkeit einzusetzen, die uns hoffen liesse, dass sie mit Kraft und Engagement gegen die Depravationstendenzen dieses Kulturinstituts wirkungsvoll Widerstand leisten wird.

Laut Andreas Schefer, dem Präsidenten der SRG-Deutschschweiz, liess man eine erste Liste von 40 ausgewählten Anwärtern «von einer US-amerikanischen Executive-Search-Firma» zusammenkürzen – eine wahrlich originelle Kulturaktion unserer SRG-Vereinsdemokratie. Bei solchem Prozedere stellte es kaum eine Überraschung dar, wenn uns und der übers notorisch intransparente Vorgehen der SRG ebenfalls aufgebrachten Belegschaft nun eine karrieremilitante frühere Kaderfrau des Hauses vorgesetzt worden ist.

Als 2016 die vorherige Kulturleiterin von SRF zum Mitteldeutschen Rundfunk ins sächsische Halle wechselte, hat die dortige Intendantin sie als ideale Nachfolgerin ihres Vorgängers «für die Umsetzung des Veränderungsprozesses beim MDR» vorgestellt. Sie «verfüge über grosse strategische Kompetenz und einschlägige Erfahrung bei der Entwicklung und Realisierung integrierter trimedialer Programme in audiovisuellen Medien. Bei SRF habe sie Massstäbe für die Neuausrichtung … auf das veränderte Nutzungsverhalten der Zuschauer, Hörer und Telemediennutzer gesetzt.» zitierte damals der deutsche Dienst «Radioszene» das Communiqué.

Welch hohles Vokabular! Was für ein Programm!

Die Intendantin wird weiter zitiert: Sie danke dem Vorgänger «für seine wichtigen Weichenstellungen»;

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