Die Menschenrechtsindustrie

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17-11-18 03:53:00,

Die Vereinigten Staaten von Amerika, die sich gern durch „Menschenrechtsberichte“ als Richter über andere Länder erheben, definieren die politischen und bürgerlichen Rechte ihrer Verfassung als Menschenrechte. Und nach wie vor ist das Recht auf Eigentum das oberste aller Menschenrechte. Derweil priorisiert China die sozialen sowie die kollektiven Menschenrechte auf Grundsicherung und Entwicklung.

Während also die USA immer noch nicht die Zeit überwunden haben, da Eigentum in Form von Sklaven als Menschenrecht definiert war, verharrt China auf den unteren Stufen der Maslow‘schen Bedürfnishierarchie, der zufolge das Hauptaugenmerk der Deckung der physiologischen und Sicherheitsbedürfnisse gilt. Vermutlich werden in der chinesischen Bevölkerung bald Individualbedürfnisse in den Vordergrund rücken und, mit dem Erwerb von Eigentum, der Schutz desselben.

Im Interview mit Rubikon-Beiratsmitglied Prof. Dr. Rainer Roth versuche ich herauszukristallisieren, wie sich die Wahrheit der Geschichte der „Menschenrechte“ in der heutigen Politik widerspiegelt, insbesondere jener Mächte, die einst solche grundlegenden Rechte proklamierten.

Jochen Mitschka: Herr Roth, ich beschäftige mich mit Geschichte, um daraus Lehren für die Gegenwart zu ziehen. Leider muss ich aber feststellen, dass die Geschichte, die uns in der Schule, in Universitäten und den Medien vermittelt wird, oft ein entstelltes Bild der Vergangenheit darstellt, im besten Fall das Bild aus der Sicht des besitzenden Establishments. Ihr Buch Sklaverei als Menschenrecht korrigiert in vielen Fällen das Bild der Vergangenheit, das uns über die Sklaverei vermittelt wird. Mit folgenden Fragen möchte ich Ihre Meinung dazu einholen, inwiefern nach Ihrer Ansicht Parallelen oder Erkenntnisse über derzeitige politische Auseinandersetzungen zu ziehen sind. Als ich kurz nach der Jahrtausendwende im Rahmen meiner Arbeit als Unternehmensberater nach Bangladesch reiste, um Partner für eine deutsche Firma zu suchen, traf ich bei einem der möglichen Kooperationspartner auf eine schier endlose Schlange von einfachen Leuten vor der Firmentür. Auf die Frage, was es damit auf sich hätte, antwortete man mir, dass die Menschen ihre Arbeitsfähigkeit demonstrieren wollten und einen Job auf einer Großbaustelle im Ausland suchten. Wenn ich solche Stellen vermitteln könnte, so wurde mir versprochen, würde man mir 500 Dollar pro Kopf zahlen. Es waren freiwillige, anspruchslose Arbeitssklaven, die zu Billigstkonditionen bereit waren, zehn Stunden und mehr am Tag zu arbeiten, die bereit waren, sich für drei Jahre zu verpflichten, im Ausland zu arbeiten, ihren Flug selbst zu bezahlen und das Gehalt des ersten Jahres für die Vermittlungsgebühr zu opfern.

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