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Illustration des Gedankenexperiments Schrödingers Katze. Katze.jpg:Bild: Sloyment/CC0
Die Mathematikerin und Philosophin Grete Hermann
Wer sich näher mit der Entwicklung der Quantentheorie beschäftigt, wird schnell den Eindruck gewinnen, bei den Pionieren der modernen Physik handele es sich um einen reinen Männerclub: Max Planck, Albert Einstein, Niels Bohr, Erwin Schrödinger, Werner Heisenberg, Wolfgang Pauli, Max Born, Paul Dirac, Enrico Fermi, später Richard Feynman oder Freeman Dyson, um nur die bekanntesten von ihnen zu nennen. Die ganze moderne Physik ist von Männern besetzt. Die ganze moderne Physik? Nein, eine einzige Frau schaffte es, die Männerbesatzung zu durchbrechen: Grete Hermann.
“Grete wer?”, werden die meisten Leser fragen. Tatsächlich ist Grete Hermann (2.2.1901 – 15.4.1984) selbst den meisten Physikern heute gänzlich unbekannt. Doch es lohnt sich, dem Wirken dieser beeindruckenden Frau ein wenig nachzugehen. Denn mit ihr eröffnen sich faszinierende Perspektiven auf die Gedanken der Pioniere der Quantentheorie. Dazu war Grete Hermann mit ihrem philosophischen und politischen Engagement ein großartiges Beispiel für das gesellschaftliche Wirken einer tiefen Denkerin.
Die Entwicklung der Quantentheorie war eine der bedeutendsten intellektuellen Herausforderungen des 20. Jahrhunderts. Sie stellte Jahrtausende alte philosophische Paradigmen und Annahmen in Frage. Im Jahr 1932 schienen sich die Wogen der Auseinandersetzung um ihre Deutung etwas gelegt zu haben. Der große Mathematiker John von Neumann hatte einen mathematischen Beweis vorgelegt, wonach es in der Quantenphysik keine so genannten “verborgenen Variablen” geben kann. Was wie eine esoterische Randfrage für Mathematiker klingt, behandelte eines der Grundprobleme in der Deutung der Quantentheorie bis heute: Wie verhält es sich in der Quantenwelt mit der Realität? Gibt es überhaupt eine objektive physikalische Wirklichkeit im Mikrokosmos, in der Ereignisse deterministisch ablaufen, wie wir das in unserer Welt kennen, und in der der lokale Charakter der Physik (es gibt keine instantane Fernwirkung, d.h. nur raum-zeitlich benachbarte Ereignisse können aufeinander wirken) aufrecht erhalten bleibt?
Schrödingers Katze
Dies waren genau die Punkte, die in der Quantentheorie hinterfragt worden waren. Und das ganz zum Leidwesen insbesondere Albert Einsteins, dessen Auseinandersetzungen mit seinem Kollegen Niels Bohr um die Deutung der neuen Quantenphysik zu den bedeutendsten philosophischen Diskussion des 20. Jahrhunderts zählten, und in denen Einstein sich zunächst geschlagen geben musste. Doch 1935 nahm er den intellektuellen Kampf noch einmal auf und veröffentlichten mit zwei seiner Kollegen das so genannte “EPR-Paradoxon”,