27-11-18 10:37:00,
Das sorgfältige Umschreiben von Worten des Krieges mit einer Orwellschen „Friedenssprache“ ist Teil der Steuerung des öffentlichen Bewusstseins in unserem Land. Teil dieser Steuerung ist auch das Einengen des Informationsfensters. Es wird selektiert, sowohl in der Zeit als auch bei den Ursachen und den realen Geschehnissen selbst, die Afghanistan durchlebt.
Außerdem lässt man bestimmte Kontexte aus der Afghanistan-Berichterstattung heraus, um den Eindruck zu erwecken, die „Friedensmission“ dort wäre ein Erfolg gewesen und hätte das Land vorangebracht.
Das zum Beispiel klingt doch toll, nicht wahr?
„Unser Ziel ist klar: Afghanistan muss auf eigenen Füßen stehen, um für Stabilität und Entwicklung sorgen zu können.“ (1)
Was Frank-Walter Steinmeier verschwieg, ist die Tatsache, dass die westliche Wertegemeinschaft es war, die 2001 Afghanistan die Füße erst wegschlug. Wenn wir das weiterdenken, erfahren wir, dass die Interventionisten, denen ein politisches System in Afghanistan nicht in den Kram passte, dieses System erst nach eigenem Gutdünken zerschlugen, um es dann wohlwollend nach dem eigenen Gusto – also unter Berücksichtigung der eigenen „legitimen Interessen“ – wiederaufzubauen.
Die Prinzipien und Projekte sind bekannt. Sie wurden unter anderem benamt mit Project for a New American Century, Greater Middle East und Kreative Zerstörung (2, a1). Also bringen wir erneut die Planspiele der NATO und mit ihr die Karte des Ralph Peters ans Licht. Sie zeigt uns deutlich die exponierte Lage Afghanistans (b1).
Auch wenn die Karte erst nach der Intervention westlicher Staaten in Afghanistan erstellt wurde: Das Bestreben, das benachbarte Russland – respektive in der Vergangenheit die Sowjetunion – als geostrategische und den Iran als regionale Macht einzuhegen, ist viel älter. Dieses Prinzip wurde als ideologisches Konzept nicht in Deutschland (weiter)entwickelt, es stammt aus den mächtigsten Denkfabriken der USA. Es lässt sich in den Büchern solch einflussreicher Berater wie Zbigniew Brzezinski nachlesen. Es fällt nicht schwer, zu erfassen, warum sich bestimmte Machteliten – früher der britischen Krone (3), heute der USA – so für dieses unzugängliche Gebirgsland interessieren.
Wer die aktuell wieder auf Hochtouren laufende Kampagne der US-Regierung gegen den Iran registriert, dem ist auch klar, dass die Präsenz von westlichen Truppen oder deren Proxies in Afghanistan als permanentes Bedrohungspotenzial gegen die Islamische Republik taugt und auch genau dafür genutzt wird.