Die Rettung des Journalismus

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29-11-18 12:14:00,

Vergangenen Mittwoch erließ Emmanuel Macron ein Gesetz gegen Fake-News. Dieses sieht vor, dass in den drei Monaten vor einer Wahl Desinformationen richterlich unterbunden werden können. Hierzu müssten die Richter binnen 48 Stunden entscheiden, ob es sich bei einer Meldung um die Wahrheit, eine Lüge oder um gefährliches Halbwissen handle. Die nationale Journalistengewerkschaft Frankreichs befürchtet eine „Bedrohung der freien Meinungsäußerung“ durch das Gesetz. Auch wird davor gewarnt, dass der gegenteilige Effekt eintreten und die Verbreiter von Falschmeldungen auf richterliche Zulassungen zurückgreifen könnten (1).

Als wir von der Satire-Quickie-Jugendredaktion in Paris ankommen, sind die Straßen proppenvoll. Neben zahlreichen von Arbeitslosigkeit bedrohten Journalisten der größten Tageszeitungen wie Le monde oder Le Parisien, die mit „je suis fake news“-Schildern gegen das neue Gesetz protestieren, befindet sich eine noch größere Menschentraube aus Studenten auf den Straßen von Paris. Auf der Champs-Elysées kommt der Verkehr fast zum erliegen. Wir fragen einen Studenten, wogegen sie denn demonstrieren – sie werden ja wohl nicht alle Journalismus studieren?

„Wir protestieren tatsächlich gegen gar nichts“, antwortet uns dieser. Was all die Studenten dann auf der Straße machen, wollen wir von ihm wissen. „Nun, wir haben heute erfahren, dass die Uni für dieses Semester komplett ausfällt, weil sämtliche Kapazitäten für die Richter des Landes benötigt werden. Sie alle bekommen ein Express-Studium in Physik, Chemie, sämtlichen Naturwissenschaften, Medizin und insbesondere in homöopathischer Medizin, damit sie, wie es das Anti-Fake-News-Gesetz verlangt, binnen 48 Stunden Fake- von Real-News unterscheiden können.“ Die Umsetzung scheint also vielversprechend.

Dann fragen wir einen der Journalisten, was ihn auf die Straße treibt. „Die Regierung darf uns die Fake-News nicht verbieten!“, antwortet dieser mit wässrigen Augen. „Ich schreibe für Le Monde und wenn Sie sich ansehen, wem diese Zeitung gehört (2), dann wissen Sie auch, dass wir für unsere Besitzer nutzlos werden, sobald wir keine Fake-News mehr verbreiten dürfen, die die Zustimmung der Bevölkerung für illegale Kriegseinsätze und den Sozialabbau erschleichen.“ Ob denn journalistischer Anstand, Moral und die Verpflichtung, die Wahrheit aufzudecken, nicht wichtiger seien als Geld, wollen wir von ihm wissen. „Ach, kommen Sie mir nicht mit dieser alten Leier! Die Zeiten, als wir Vorwände, um einen Krieg zu beginnen, noch kritisch hinterfragt haben (3), sind lange vorbei. Und wie es unserer Zeitung dann finanziell ging, ist ebenfalls bekannt.“ Wir danken ihm und gehen weiter.

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