Diffamierung statt Aufklärung

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21-09-19 10:07:00,

Laut Duden handelt es sich bei einer Glosse um eine „(spöttische) Bemerkung, Randbemerkung“, einen „knappen (polemischen) Kommentar (in Presse, Rundfunk oder Fernsehen) zu aktuellen Ereignissen oder Problemen“.

Den Stoff für journalistische Glossen finden Autoren und Autorinnen in weltpolitischen oder auch lokalen Themen. Mittlerweile 73 Jahre umfasst die Sammlung der SZ-Streiflichter, die für die Zeitung als „Markenzeichen“ gelten. Die Rubrik ist so prominent, dass sie mehrfach mit Preisen ausgezeichnet wurde und 2003 sogar den Deutschen Sprachpreis zur Pflege der Reinheit der deutschen Sprache erhielt.

Der Schöpfer des Streiflichts Franz-Josef Schöning wollte mit der Rubrik „eine Art Leuchtturm im Sturmgebraus der täglichen Hiobsbotschaften“ bieten. Das, was die SZ Mitte September in dieser Rubrik der Öffentlichkeit zumutete, hatte mit Journalismus nichts zu tun. Der Autor oder die Autorin lieferte sprachlich einen Text mit Wortsaltos und Spezialeffekten ab, der Inhalt war allerdings gleich null.

Die Rubrik wurde vielmehr für einen Rundumschlag auf geradezu unterirdischem Niveau gegen den Herausgeber der NachDenkSeiten, Albrecht Müller, gegen das Internetportal, seine Mitarbeiter und die Autorinnen und Autoren missbraucht. In diskriminierender Weise wird Müller zudem sein Alter vorgehalten. Der Autor, die Autorin und die verantwortlichen Redakteure, die die Veröffentlichung des Schmierenstücks zugelassen haben, stehen der BILD-Zeitung in nichts nach.

Mit diesem Stück reiht die SZ sich in den Reigen der Medien und Journalisten ein, die sich nicht inhaltlich mit Geschehen und Ereignissen — international, regional, lokal — auseinandersetzen und in alle Richtungen recherchieren, um aufzuklären, sondern die andere Kollegen und Kolleginnen oder Medien angreifen, lächerlich machen und verleumden.

Hätte der Autor, die Autorin des SZ-Schmierenstücks sich informiert, wüssten sie, dass die Geschehen am 11. September 2001 in New York, die Ereignisse in Hongkong und selbst die deutsche Politik und Außenpolitik in der internationalen Presse sehr viel differenzierter ausgeleuchtet werden als in deutschen Medien. Das Gleiche gilt für den israelisch-palästinensischen, in Deutschland so genannten „Nahost-Konflikt“, für die Kriege im Jemen und in Syrien, einschließlich des angeblichen Giftgaseinsatzes der syrischen Armee in Syrien.

Deutschsprachige Journalisten und Autoren, die selber vor Ort recherchieren, die historische Zusammenhänge herstellen und zumindest internationale Berichte, Studien und Bücher bei der eigenen Arbeit einbeziehen, finden in den bekannten deutschsprachigen Medien wenig Raum. Das ist nicht nur auf Stellenabbau und sinkende Auflagen der Zeitungen zurückzuführen.

Viele deutsche Medien bewegen sich bei ungeklärten Fragen wie in einem Korsett und bieten den Lesern und Zuschauern oder Hörern die „Einordnung“ eines Geschehens durch bestimmte Wortwahl,

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