Propaganda: Syrische Bürgerjournalisten als militärisch-politische Schnittstelle

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20-02-20 03:45:00,

Mit einem Geheimprogramm und viel Geld hat die britische Regierung ein Netzwerk aufgebaut, das die syrische Wirklichkeit nach strategischen Interessen darstellt

Britische PR zur Förderung der syrischen Opposition ist nichts Neues. So bestätigen Dokumente der britischen Regierung, die vom Journalisten Ian Cobain aktuell auszugsweise veröffentlicht werden, im Grunde längst Bekanntes. Dass solches als bloße Unterstellung abgetan wird, geht anhand solcher Dokumente dann nicht mehr so einfach.

Sie belegen, dass die britische Regierung, zusammen mit den USA und Kanada, von 2012 bis 2015 ein Netzwerk von syrischen Journalisten finanziert hat, um die öffentliche Wahrnehmung des Konflikts in Syrien formen.

“Propaganda herauspumpen”

Neu ist vor allem die Verknüpfung mit einer militärischen Strategie; auch die eingesetzten Summen sind beachtlich – wie auch die Kluft zwischen Realität und Kosmetik, die sich allein schon zwischen der Formulierung der Aufgabenstellung und der tatsächlichen Arbeit auftut.

In den Dokumenten wird das Ziel politisch-hygienisch mit einer “positiven Veränderung der Einstellungen und des Verhaltens” gegenüber der syrischen Opposition benannt. Real ging es bei seiner Arbeit, so ein Beteiligter, um Schmutzigeres – darum, “Propaganda herauszupumpen, innerhalb und außerhalb Syriens”.

Auffallend ist die doppelte Funktion der Beteiligten, die nichts von ihrem Auftraggeber wissen sollten. Sie sollten einerseits als “Bürgerjournalisten” die Öffentlichkeit von der Opposition zu Baschar al-Assad überzeugen. Anderseits agierten sie gegenüber Journalisten von Medien mit internationaler Reichweite, z.B. Sky News Arabia, BBC Arabic, al-Jazeera oder al-Arabiya, als Pressesprecher von oppositionellen Gruppen.

Instruktionen

Dazu wurden sie im Vorhinein “instruiert”. Grundlegende Leitprinzipien waren bereits von programmatisch von der britischen Regierung vorgegeben. Laut den veröffentlichten Papieren war wesentlich die “Stärkung der Werte und der Reputation der syrischen Opposition” sowie andererseits die “Unterminierung der Erzählung der Assad-Regierung und deren Legitimität”.

Namen der Teilnehmer der “versteckten Propaganda-Kampagne” (Middle East Eye) werden nicht genannt. Neun Unternehmen sollen sich an der Ausschreibung beteiligt haben. Die Formulierung, dass sich darunter eine Anzahl von Firmen befand, die von früheren britischen Diplomaten, Geheimdienst- und Armeeoffizieren gegründet worden waren, legt eine Spur zu den PR-Netzwerken rund um die Aktivitäten der Weißhelme, die von einem früheren britischen Geheimdienstoffizier gegründet wurden.

Der Vertragspartner sollte über syrische Journalisten Material für Fernsehen, Radio, Soziale Medien, Poster, Magazine und “sogar für Kinder-Comics” liefern. Die Bezahlung der Journalisten lag nach Informationen von Ian Cobain pauschal zwischen 250 und 500 US-Dollar im Monat oder für Einzelbeiträge bei 50 Dollar für ein Bild und 200 Dollar für ein kurzes Video.

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