20-02-20 03:29:00,
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Anlässlich des größten, gegen Russland gerichteten Manövers seit dem Kalten Krieg.
Ein Kommentar von Jochen Mitschka.
Menschen Russlands! Ich möchte gerne „liebe Freunde“ sagen, aber ich traue mich nicht. Ich möchte gerne euer Freund sein, aber ich verstehe, wenn das nach den Gräueltaten, welche Deutschland den Menschen der Sowjetunion und insbesondere den Menschen Russlands antat, nicht einfach zu akzeptieren ist. 27 Millionen Tote, die größte aller Opferzahlen des zweiten Weltkriegs. Aber ich möchte euch erklären, warum ich euch bitten möchte, meine Freundschaft zu akzeptieren, trotz der Politik meines Landes, welche vollkommen losgelöst von der Meinung der Mehrheit der Menschen in Deutschland durch andere Kräfte bestimmt wird. Und ich möchte erklären, warum ich, stellvertretend für viele Menschen, die nach dem Krieg geboren, aber von der Kriegsgeneration aufgezogen wurden, euer Freund sein möchte.
Entscheidend für meine Sozialisierung in Deutschland war mein Vater. Er wurde im Krieg sieben Mal verwundet, aber immer wieder zu anderen Fronten geschickt, bis ihn ein Splitter im Kopf kurz vor dem Kriegsende lebenslang behinderte. Er war kein „stolzer Krieger“. Meine Mutter erzählte mir, wie einmal ehemalige Soldaten ihn besuchen wollten, um ihm zu danken, weil er sie unter Beschuss gerettet hatte. Aber er wollte nichts mehr vom Krieg wissen, er hätte sie weggeschickt, erzählte mir meine Mutter.
Mein Vater wollte nicht gerne über den Krieg sprechen. Er schämte sich dafür, mitgeschwommen zu sein, als Soldat für ein System gedient zu haben, das er Verbrechen begehen sah. Aber als ich mich gegen seinen Willen Anfang der 1970er Jahre für vier Jahre in der Bundeswehr verpflichtete, davon 2 Jahre in Mons bei der NATO „diente“, da erzählte er mir, wie er im Krieg wieder religiös geworden war. Er berichtete, dass Menschen den Verstand verloren, wenn die „Stalinorgeln“ einen Angriff der Infanterie vorbereiteten und rechts und links die Menschen zerfetzt wurden, und wie er in dieser Situation wieder begonnen hatte, zu beten. Damals sagte ich ihm, dass die neue Bundeswehr ja gar nicht für den Krieg bestimmt ist, sondern dass die Aufgabe der neuen Soldaten der wäre,