Über alles in der Welt

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25-02-20 07:10:00,

Auch das ist ein äußerst wichtiges, sachlich und fachlich gut recherchiertes, in pädagogischer Absicht verständlich geschriebenes Buch. Die Problemfelder sind in elf Kapitel gegliedert und mit aufschlussreichen — auch selbst gefertigten — grafischen Darstellungen, einschlägigen Zitaten und einem umfangreichen Quellenverzeichnis abgehandelt.

Für die konkrete Weiterbeschäftigung, die sich Storn von seinen Leserinnen und Lesern erhofft, hat er sein Buch mit einem Dokumentenanhang ausgestattet, der Statements verschiedener politischer Akteure der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft und einen offenen Brief zum genaueren Studium besonderer Probleme bietet.

Das Kernproblem, dem sich Storn widmet, ist der ständige Exportüberschuss zunächst des westdeutschen Provisoriums Bundesrepublik, aber besonders des wiedervereinigten Deutschland, denn erst nach der Wiedervereinigung trat Deutschland wieder als politische und wirtschaftliche Großmacht innerhalb der Europäischen Union und auf dem Weltmarkt in Erscheinung. Erst nach der Einverleibung der neuen Bundesländer durch die alten wurde Deutschland nicht nur von anderen Mitgliedstaaten der Europäischen Union, sondern auch von den nicht zur EU gehörenden Staaten, vor allem von Rußland und der Türkei, man kann sagen weltweit, als bedrohlich für die eigene Wirtschafts- und Sozialordnung wahrgenommen.

Das äußerst erfolgreiche Wirtschaftsmodell der sozialen Marktwirtschaft des Frontstaats Bundesrepublik, das von 1949 bis zur Wiedervereinigung innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft teils gewollt, sogar systematisch gefördert, von anderen zumindest wohlwollend geduldet war, weil er das sichere Bollwerk gegen die angeblich drohende Gefahr des Kommunismus war, steht, nachdem die „Einheit in Freiheit“ wiederhergestellt ist, inzwischen weltweit am Pranger.

Blickt man auf die Reaktionen einiger südeuropäischer Mitgliedstaaten, vor allem Griechenlands, aber auch Italiens und Spaniens, gewinnt man den Eindruck, sie hätten, zumindest in der Zeit der großen Finanzmarktkrise, als die deutschen zur Bankenrettung den überschuldeten Staaten ihre Austeritätspolitik aufnötigten, nun den Krieg gegen Hitlerdeutschland doch noch verloren.

Storn ist ein zwar kritischer, aber auch betont sachlich argumentierender Wirtschaftspädagoge. Er unternimmt es, dieses eigentlich alte, aber lange Zeit unter der Decke gehaltene, erst neuerdings immer heftiger kritisierte Problem der forciert angestrebten Exportweltmeisterschaften Deutschlands in die immer unsachlicher werdenden Debatten über die vielfältigen innergesellschaftlichen und europäischen Probleme einzuführen. Er hätte sich auch auf den Rüstungsexport beschränken oder mit der ausbeuterischen Seite der Entwicklungspolitik befassen können, aber er entschied, Ursachen und Folgen unserer aggressiven deutschen Exportpolitik aufzuzeigen.

Es gelingt ihm, plausibel darzulegen, welche Bedeutung diese von ihm als „heimlich“ bezeichnete, aber für diejenigen, die davon betroffen sind,

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