Das Ende des privaten Autos lässt auf sich warten

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28-02-20 01:48:00,

Autos Mobilität
© Felix Schindler

Privatautos stehen während 95 Prozent der Zeit still, Carsharing wird das nicht so bald ändern.


Felix Schindler / 28. Feb 2020 –

Carsharing ohne fixe Standplätze soll das eigene Auto in den Städten überflüssig machen. Doch das Modell steckt in der Krise.

  • Orten.
  • Losfahren.
  • Auto am Zielort abstellen, egal wo.

Diese Idee ist angetreten, den motorisierten Individualverkehr zu revolutionieren: Jederzeit steht ein Auto in der Nähe. Es ist nicht grösser als gerade notwendig. Zurückbringen muss man es nicht – man stellt das Auto einfach dort ab, wo man es nicht mehr braucht. Und natürlich kostet dieses Auto nur solange, wie man es benützt.

Das Modell trägt den sperrigen Namen stationsungebundenes Autoausleihen. Oder neudeutsch: Freefloating Carsharing. Hierzulande ist das Konzept bekannt für Leihfahrräder und Elektroscooter. Weil ein Auto heute durchschnittlich nur während einer Stunde pro Tag genutzt wird, könnte Carsharing die Anzahl von Autos theoretisch auf einen Bruchteil reduzieren. Ein Deutscher Anbieter schätzte kürzlich, wenigstens vier bis fünf Prozent des Autobestandes durch eine viel kleinere Zahl an geteilten Autos zu ersetzen. Das heisst: immerhin 2,5 Millionen Privatautos weniger.

Zu schwierig für Daimler und BMW

Die Idee, Autos zu nutzen, ohne sie zu besitzen, erfährt am 29. Februar einen schweren Rückschlag. ShareNow, der grösste Anbieter von frei floatenden Autos weltweit mit drei Millionen registrierten Kunden, stellt sein Geschäft in Nordamerika sowie in den drei europäischen Städten London, Brüssel und Florenz ein. Dieser Dienst entstand letztes Jahr als vielversprechender Zusammenschluss zweier Tochterfirmen der Autohersteller Daimler und BMW. Ein Viertel des bisherigen Angebots wird ersatzlos gestrichen. ShareNow sei mit extrem schwierigen Realitäten konfrontiert, etwa den stark steigenden Betriebskosten, begründet das Unternehmen. Für Carsharing mit elektrischen Fahrzeugen fehle zudem die geeignete Infrastruktur. Die Einstellung in London, Brüssel und Florenz begründet ShareNow mit einer zu geringen Nachfrage.

Nicht einfacher als bei Autos ist das Geschäft mit stationsungebundenen Kleinmotorrädern. Nur Tage vor der Medienmitteilung von ShareNow kapitulierte der Deutsche Anbieter Coup, der in vier Städten 3500 Elektroroller anbot. In Zürich wurde im vergangenen Herbst ein Pilotversuch von Mobility mit 200 Rollern wegen «fehlenden Rentabilitätsperspektiven» beendet.

Langsames Wachstum in der Schweiz

Stationsungebundenes Carsharing existiert auch in der Schweiz.

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