01-07-20 12:18:00,
Der weltweit größte und mächtigste Datenkonzern holt sich deutsche und ausländische Verlage ins Boot. Sie sollen die Inhalte liefern, die Google in einem neuen Nachrichtenformat präsentieren will. Damit wird der Weg zu einem Supermassenmedium geebnet und unabhängiger Journalismus zu einer noch kleineren Randerscheinung. Die beteiligten Zeitungshäuser freuen sich auf „echten Mehrwert“ und hören schon die Kasse klingeln. Lesern und Zuschauern wird dafür noch mehr Einheitsbrei aufgetischt. Von Ralf Wurzbacher.
Am Donnerstag der Vorwoche zündete Google eine „Bombe“, aber kaum einer hörte es knallen. Der Digitalgigant aus dem Silicon Valley wird erstmals in seiner Geschichte mit Zeitungsverlagen Lizenzverträge abschließen und direkt in die Präsentation journalistischer Inhalte investieren. In einem Blogeintrag ließ der US-Konzern die Katze aus dem Sack: Man wolle „qualitativ hochwertige Inhalte für ein neues Nachrichtenformat erwerben, das später in diesem Jahr veröffentlicht wird“, heißt es da, dies sei „ein bedeutsamer Schritt bei der Förderung von Qualitätsjournalismus“.
Das war mal eine Ansage. Aber keine, die sich richtig herumsprechen wollte. Vornehmlich Branchendienste wie Meedia, Kress oder Golem griffen die Meldung auf. Den großen Presseverlagen rutschte sie dagegen irgendwie durch. Allein das „Handelsblatt“ und „Die Zeit“ erfüllten ihren Informationsauftrag. Dabei birgt die Geschichte reichlich Stoff, über den es lohnt, nachzudenken. Und lohnend dürfte auch das viele Geld sein, das den Beteiligten dank der Kooperation ins Haus steht, dem „Spiegel“ etwa, „Zeit-Online“, dem „Berliner Tagesspiegel“, der „Rheinischen Post“ oder der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (FAZ).
Testballon Deutschland
Sie sind so etwas wie die „Big Five“ der deutschen Medienlandschaft, die von der ersten Stunde am Start sein werden, wenn das neue Format irgendwann in der zweiten Jahreshälfte auf Sendung geht. Überhaupt nimmt die BRD in den Planungen eine prominente Stellung ein. In der Pilotphase des Projekts ist Deutschland neben Brasilien und Australien einer von bloß drei Auserwählten. Freilich soll das nur der Aufgalopp zu einem – wie bei Google üblich – „breit und langfristig“ angelegten Angebot im Weltmaßstab sein. Über kurz oder lang will der Digitalriese nicht nur viel mehr Presseorgane, darunter Regional- und Lokalblätter, sondern auch Radiostationen und TV-Sender unter sein Dach holen.
Nach den Plänen liefern die Zeitungs-, Rundfunk- und Fernsehmacher den „Content“, der dann in neuer Aufmachung auf den Nachrichtenplattformen Google-News und Google-Discover, dem Newsfeed-Pendant für Android-Smartphones, erscheinen soll. Verkauft wird das mit blumigen Versprechungen: Damit helfe man den Verlegern,