13-10-20 02:08:00,
„Man will in unsere Köpfe eindringen.“ Das sagt Johannes Bröckers im NachDenkSeiten-Interview zur weiteren Ausrichtung des Konzerns Amazon. Der Frankfurter Autor hat gerade in einem aktuellen Buch einen genaueren Blick auf den Mega-Konzern von Jeff Bezos geworfen und kritisiert das „System Amazon“. Amazon, sagt Bröckers, ist „gnadenlos gegenüber den Mitarbeitern und letztlich auch gnadenlos gegenüber uns Kunden.“ Von Marcus Klöckner.
Ihre Beziehung zu „Alexa“ scheint nicht mehr zu retten – zumindest lässt sich das aus dem Titel Ihres neuen Buches „“Alexa, ich mache Schluss mit Dir!“ rauslesen. Bei unserem letzten Interview vor fast zwei Jahren haben Sie schon kein gutes Wort an „Alexa“, oder genauer: an Amazon, gelassen. Was ist in der letzten Zeit passiert, dass Sie sagen: „Es reicht!“?
Auch in den letzten zwei Jahren hat Amazon seine Marktmacht im eCommerce weiter ausgebaut und der Corona-Lockdown war für Jeff Bezos ein echtes Geschenk. Der stationäre Handel musste seine Läden weltweit dicht machen, wir zogen uns zum Schutz vor einem unbekannten Virus nach Hause zurück und wurden dort zur idealen Angriffsfläche für das Amazon-Virus, das tausende neuer Kunden infizierte. Das belegt das Umsatzwachstum: Allein im zweiten Quartal 2020 explodierte der Umsatz von Amazon auf fast 89 Mrd. Dollar – ein Plus von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das zeigt die Dimension. Gleichzeitig wurde in der Krise sichtbar, was passiert, wenn ein Unternehmen über monopolartige Marktmacht verfügt. Denn plötzlich bestimmte Amazon nach Gutsherrenart, welche Produkte krisenrelevant waren und welche nicht. Marktplatzhändlern wurde diktiert, wann sie ihre Waren anliefern dürfen und für Bücher z.B. wurden die Lieferzeiten auf bis zu vier Wochen heraufgesetzt. Mit freiem Markt und fairem Wettbewerb hat das nichts mehr zu tun. Außer dieser unregulierten Marktmacht gibt es natürlich viele weitere Gründe, zu sagen: „Es reicht!“
Bleiben wir mal bei der „Marktmacht“. Wie funktioniert das System Amazon?
Jeff Bezos wollte sein Unternehmen ursprünglich mal „Relentless“ nennen, was so viel heißt wie knallhart oder gnadenlos. Auch wenn er sich dann für den Namen Amazon entschieden hat, beschreibt Relentless mit einem Wort die Philosophie seines Unternehmens: Gnadenlos gegenüber dem Wettbewerb, gnadenlos gegenüber den eigenen Mitarbeitern und letztlich auch gnadenlos gegenüber uns Kunden. Neben der Online-Plattform samt Marketplace gehören heute dutzende Marken und mehr als 40 Tochterunternehmen wie Amazon Prime, Audible und die stetig wachsende Alexa-Familie zum Bezos-Imperium.