Widerstand durch Wahrhaftigkeit

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14-10-20 10:33:00,

Als ich Julian Assange vor mehr als 10 Jahren zum ersten Mal begegnete, fragte ich ihn, warum er WikiLeaks gegründet hatte. Seine Antwort: „Transparenz und Rechenschaftspflicht sind moralische Werte, die die Grundlage von Journalismus und öffentlichem Leben bilden“.

Ich hatte noch nie gehört, dass ein Herausgeber oder Chefredakteur einen solchen Bezug zu „Moral“ herstellte. Nach Auffassung von Assange sind die Journalisten der Öffentlichkeit verpflichtet, nicht den Machtapparaten: Wir, das Volk, haben das Recht, über die dunkelsten Geheimnisse derer Bescheid zu wissen, die angeblich in unserem Namen handeln.

Wenn die Machteliten uns belügen, haben wir das Recht, darüber informiert zu werden. Wenn sie privat eine Sache sagen, und öffentlich das Gegenteil, haben wir das Recht, darüber Bescheid zu wissen. Wenn sie gegen uns konspirieren, wie einst Bush und Blair beim Thema Irak, und sich dann wieder als Demokraten geben, haben wir das Recht, davon zu erfahren.

Diese moralisch fundierte Haltung ist es, die den heimlichen Konsens der Machteliten bedroht, die einen großen Teil der Welt mit Krieg überziehen wollen, und die unterwegs sind, Julian in Trumps faschistischem Amerika lebendig zu begraben.

In einem einen als „Top secret“ klassifizierten Bericht des US-Außenministeriums wurde anno 2008 im Detail erklärt, wie die USA diese neue moralische Gefahr bekämpfen wollen: Eine verdeckt-organisierte persönliche Schmutzkampagne gegen Julian Assange sollte zu „Stigmatisierung und strafrechtlicher Verfolgung“ führen.

Das Ziel war, WikiLeaks und seinen Gründer zum Schweigen zu bringen und zu kriminalisieren. Seite um Seite war dort der kommende Krieg gegen einen einzelnen Menschen skizziert, gegen die Prinzipien der Redefreiheit, Meinungsfreiheit und Demokratie. Die Stoßtruppen des Imperiums würden diejenigen sein, die sich selbst Journalisten nannten: die ganz Großen im sogenannten Mainstream, insbesondere die „Liberalen“, die die Grenzen erlaubten Widerspruchs markieren und kontrollieren. Und genau so ist es dann gekommen.

Ich bin seit mehr als 50 Jahren Reporter und habe nie eine Schmutzkampagne wie diese erlebt: den fabrizierten Rufmord an einem Mann, der sich weigerte, dem Klub beizutreten, und der glaubte, dass Journalismus der Öffentlichkeit dienen sollte und nicht den Eliten.

Assange ließ seine Verfolger ziemlich dumm aussehen. Er produzierte eine Exklusivmeldung nach der anderen. Er legte den betrügerischen Charakter der von den Medien unterstützten Kriege offen, ebenso die mörderische Natur der Kriege Amerikas, die Korruption der Diktatoren, die Abgründe von Guantanamo.

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