12-01-21 10:14:00,
Mit Selbstkritik und dem Bekenntnis zur Selbstverteidigung festigt Nordkoreas Staatschef Kim Jong-Un auf dem 8. Parteitag der Partei der Arbeit seine Position und appelliert gleichzeitig an seine Landsleute, die bis dato schwerste Krise der Volksrepublik gemeinsam zu meistern. Eine Zwischenbilanz von Rainer Werning.
In der ersten vollen Januarwoche 2021 bot die nordkoreanische Metropole Pjöngjang den Schauplatz einer höchst ungewöhnlichen politischen Performance. Da hatte die Demokratische Volksrepublik Korea (DVRK) nicht nur am 9. September vergangenen Jahres ihren 72. Geburtstag gefeiert, sondern nunmehr auch noch die Vitalität ihrer herrschenden Partei der Arbeit Koreas (PdAK) aller Welt demonstrativ vor Augen geführt.
Hochdotierte internationale „Nordkorea-Experten“ und bestallte Analysten sich ihrer eigenen Seriosität rühmender Denkfabriken hatten der Volksrepublik bereits im Sog der Erosion des Realsozialismus in Osteuropa und der früheren Sowjetunion vor reichlich drei Jahrzehnten ebenfalls ein unzeremonielles Ende beschieden. Doch die DVRK erwies sich entgegen solcher Prophezeiungen als „quicklebendige Leiche“, die mit dem Abgang eines hochgradigen Politrüpels bereits die Ära von dreizehn US-Präsidenten im Weißen Haus überlebte. Eine spät entdeckte vermeintliche Männerfreundschaft zwischen Machthaber Trump und Genossen Kim hin oder her.
Gleich zu Beginn des 8. Parteitags der PdAK, der am 5. Januar begann, präsentierte Staatschef Kim Jong-Un eine ungeschminkte Bestandsaufnahme der wirtschaftlichen Lage im Land, die sich durch drei Faktoren – internationale Sanktionen, die Coronavirus-Pandemie und Flutkatastrophen – dramatisch verschlechtert habe. „Unser Fünfjahresplan für die wirtschaftliche Entwicklung hat seine Ziele in fast allen Bereichen weit verfehlt“, sagte Kim in seiner Eröffnungsrede und fügte hinzu, dass die Volksrepublik mit „einer Reihe von schlimmsten, noch nie dagewesenen Krisen“ zu kämpfen habe.
Als die PdAK 2016 ihren letzten Kongress abhielt[*], war es die erste derartige Versammlung seit 36 Jahren und gleichzeitig Kims erster Großauftritt als Staatschef. Auf diesem Kongress wurde ein ehrgeiziger Fünfjahresplan verabschiedet, der vorsah, bis zum Jahr 2020 ein „großes sozialistisches Land“ aufzubauen, das sowohl über ein Atomwaffenarsenal als auch über eine wachsende Wirtschaft verfügen würde. Doch zwischenzeitlich verhängte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen als Reaktion auf Nordkoreas Atomwaffenprogramm harsche Wirtschaftssanktionen, die laut Schätzungen der südkoreanischen Zentralbank dazu führten, dass die Wirtschaft des Landes 2017 um 3,5 Prozent und im Folgejahr um 4,1 Prozent schrumpfte, wobei die Exporte in die Volksrepublik China, Nordkoreas mit Abstand wichtigstem Handelspartner, um über 80 Prozent einbrachen. Nachdem sich die Wirtschaft im Jahre 2019 leicht erholt hatte,