03-04-20 11:01:00,
„Kein lebendes Virus von irgendeiner Oberfläche“ hat der Virologe Hendrick Streeck mit seinem Team bisher gefunden. Das erklärte der Professor für Virologie und Direktor des Instituts für Virologie und HIV-Forschung an der Medizinischen Fakultät der Universität Bonn am Dienstag in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Dort sagte Streeck, die Wissenschaftler hätten bisher bei ihren Untersuchungen in der am stärksten betroffenen deutschen Region, dem Landkreis Heinsberg, keine lebenden Sars-Cov 2-Viren auf Mobiltelefonen, Türklinken, Katzen oder im Supermarkt gefunden.
Im Landkreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) hat der Virologe, Nachfolger von Christian Drosten am Bonner Institut, im Auftrag der Landesregierung eine Studie zur Ausbreitung von Covid-19 begonnen. In der „Covid-19 Case-Cluster-Study“ gehe es unter anderem darum, die Dunkelziffer der inzwischen mit dem Virus Sars-CoV-2-Infizierten, genauer zu bestimmen, berichtete die Fachzeitung „Ärzteblatt“ in ihrer Onlineausgabe.
In der ZDF-Sendung sagte Streeck, er konzentriere sich vor allem auf die Auswirkungen durch das neue Corona-Virus und die von ihm laut WHO ausgelöste Krankheit Covid-19 auf den Menschen sowie mögliche Ansteckungswege. Zwar sei bei früheren Untersuchungen im Landkreis Heinsberg durch Abstriche von Fernbedienungen, Waschbecken, Mobiltelefonen, Toiletten oder Türklinken das neue Corona-Virus nachgewiesen worden. Aber mit Hilfe dieser Spuren habe das Virus im Labor nicht nachgezüchtet werden können.
„Das bedeutet, dass wir die RNA von toten Viren nachgewiesen haben, aber kein lebendes Virus daraus gekriegt haben“, so Streeck.
Diese Ergebnisse sollen mit der neuen Studie nochmal überprüft werden, sagte er im ZDF. Es handele sich um eine repräsentative Stichprobe, „um genau zu sagen, wo befindet sich das Virus und wo befindet sich kein Virus“. Für ihn sehe es bisher so aus, „dass eine Türklinke nur infektiös sein kann, wenn vorher jemand in die Hand gehustet hat und dann raufgegriffen hat und man danach auch wieder auf die Türklinke gegriffen hat“.
Wie lange ein Virus auf einer Oberfläche überlebt, sei bisher nicht genau bekannt. Aber selbst im Haus einer Familie in Heinsberg mit mehreren Infizierten seien keine lebenden Sars-Cov 2-Viren auf Oberflächen gefunden. Gefahr besteht laut Streeck vor allem, wenn viele Menschen über Stunden auf engem Raum beisammen seien.
Der Bonner Virologe sieht als Problem in der Diskussion um die Covid-19-Ausbreitung und -Folgen, „dass wir sehr über Spekulationen und Modellrechnungen reden“. Er fügte hinzu:
„Da muss ja nur ein Faktor in solch einer mathematischen Rechnung falsch sein und dann fällt das alles wie ein Kartenhaus zusammen.“
Die Daten und Fakten müssten gesammelt werden,