28-02-20 03:18:00,
Das russische Außenministerium hat am Donnerstag in sehr deutlichen Worten Partei für Julian Assange ergriffen. Die russische Position steht in völligem Gegensatz zu dem, was die deutsche Bundesregierung zu dem Fall sagt.
Ich habe oft genug berichtet, dass die Bundesregierung sich zu den Foltervorwürfen der UNO gegen Assange nicht äußert. Sie hat sogar offen gesagt, die Berichte der UNO zu dem Theman nicht zu lesen.
Russland lässt sich so nicht abspeisen. Es ist bemerkenswert, dass in unseren Tagen Dissidenten und Kritiker wie Assange oder Snowden im Westen verfolgt werden und sich Russland mit Nachdruck für sie einsetzt. Im Gegensatz zur Zeit des Kalten Krieges, als Dissidenten in der Sowjetunion verfolgt wurden und der Westen ihnen Schutz bot, scheint es heute genau umgekehrt zu sein: Dissidenten suchen in Russland Schutz vor politischer Verfolgung im Westen.
Aus Anlass des nun begonnenen Auslieferungsverfahrens gegen Assange hat sich die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharova, deutlich wie selten zu dem Umgang Londons mit Assange geäußert. Ich habe diese offizielle Erklärung des russischen Außenministeriums übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Dieses Thema sprengt natürlich alle Grenzen des Vorstellbaren. Wie Sie wissen, hat am 24. Februar in London die Verhandlung über die Auslieferung von Julian Assange an die Vereinigten Staaten begonnen. Wir alle wissen sehr gut, wie diese Auslieferung enden wird, wenn sie umgesetzt wird. Es gibt reichlich Beispiele. Ich möchte Sie an Maria Butina erinnern, die unbegründet 117 Tage in Einzelhaft gesessen hat.
Der Zustand von Julian Assange ruft nicht nur einfach Besorgnis hervor, er wird von internationalen Experten als kritisch bezeichnet. Der Grund dafür ist nicht sein Alter oder seine schlechte Gesundheit, sondern die langfristigen Auswirkungen von psychischer Folter. Ich zitiere einen Experten. Wir müssen das verstehen. Wir sind jetzt schließlich im Jahr 2020 und wir sprechen über einen Menschen, der lange Zeit psychologischer Folter ausgesetzt wurde.
Lokale Beobachter in Großbritannien prognostizieren, dass der Prozess in die Länge gezogen wird und erwarten das Urteil in ein paar Monaten, der Mai wird als wahrscheinliches Datum für die Bekanntgabe der Entscheidung des Gerichts genannt. Auf diese Weise wird der Journalist, der ohnehin schon seit mehr als sieben Jahren in Haft ist, weiterhin gequält und als letzte Stufe droht ihm, wenn er ausgeliefert wird, eine lebenslange Freiheitsstrafe von bis zu 175 Jahren.