19-01-21 03:45:00,
Die mediale Betrachtung des Falls Alexey Nawalny steht in scharfem Kontrast zu vergleichbaren Vorgängen. In der Berichterstattung offenbaren sich Doppelstandards vieler Redakteure bei den Themen Meinungsfreiheit, Russland, Nationalismus und politische Militanz. Von Tobias Riegel.
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Die Rückkehr des russischen Politikers Alexey Nawalny nach Russland hat in diesen Tagen einige deutsche Redakteure geradezu verzaubert, etwa in der „Augsburger Allgemeinen“:
„Wer sehen wollte, wie Mut wirklich aussieht, musste nur in das fast todesmutig entschlossene Gesicht des Kreml-Kritikers Alexej Nawalny schauen – als dieser in Berlin ein Flugzeug bestieg, um nach Moskau zu fliegen.“
Nawalny hat, wenn es um Konflikte mit der russischen Regierung oder mit Sicherheitskräften geht, tatsächlich diverse Male eine persönliche Unerschrockenheit demonstriert. Auch die vorhersehbare Verhaftung des „Kreml-Kritikers“ soll hier nicht verteidigt werden – sie soll aber auch nicht so grundsätzlich und pauschal als krimineller Akt bezeichnet werden, wie dies nun teils geschieht. Ich persönlich kann noch nicht beurteilen, ob etwa die Vorwürfe der Veruntreuung von Spendengeldern durch Nawalny zutreffen, darum kann ich es nicht prinzipiell ausschließen. Es würde mich aber auch nicht verwundern, wenn sich die Vorwürfe gegen Nawalny als Konstruktion herausstellen sollten. Mediale Wachsamkeit ist hier also allemal zu begrüßen.
Nawalny und die Doppelstandards
Das Eintreten westlicher Medien und Politiker gegen die Verhaftung Nawalnys soll darum nicht kritisiert werden – auch wenn der westliche Umgang mit dem nationalistischen Politiker ansonsten zahlreiche Fragen aufwirft, doch dazu später mehr. Ein indirekter Skandal wird die exzessive Berichterstattung für Nawalny vor allem im direkten Vergleich mit dem Umgang vieler westlicher Medien mit jenen Bedrängten, die westlicher Politik kritischer als Nawalny gegenüberstehen. Zum Vergleich des medialen Umgangs mit Nawalny einerseits und dem in Großbritannien inhaftierten Journalisten und Wikileaks-Gründer Julian Assange andererseits haben die NachDenkSeiten bereits im Artikel „Große Gefühle für Nawalny – eisige Kälte für Assange“ geschrieben:
„Aber im Vergleich zur kalten Missachtung von Julian Assange erscheint der Aufruhr um Nawalny als eine politisch motivierte Farce. Der Fall ist Anlass für massive antirussische Meinungsmache – die Rolle des Moralapostels erscheint bei vielen westlichen Journalisten grotesk.“
Mit diesem Standpunkt wird beim Fall Nawalny natürlich nicht der gleiche schändliche Umgang wie mit Julian Assange verlangt,